DIE FÄRBE
Suche nach:
Die Sklaveninsel
12.07.2024 - 20:30 Freitag Ort: Färbe Garten – OpenAir
Die Online-Ticket-Reservation ist zur Zeit nicht möglich.


"Die Sklaveninsel" am 12.07.2024, Beginn 20:30 Uhr

Pierre Carlet de Marivaux – Komödie


PRESSESTIMMEN:

„Das Publikum konnte eine vorzügliche Premiere eines Stücks feiern, das in zuweilen sehr amüsanter Weise die Situation durchgeht, wenn die Herrschenden auf einmal ihren Sklaven dienen müssen, mit der Frage, was dann die Untergebenen anders machen würden.“
WOCHENBLATT SINGEN

„Gerade in Anbetracht des aktuellen politischen Weltgeschehens, des Erstarkens rechter Kräfte und machthungriger Despoten scheinen Frage nach Gleichheit und Wertigkeit des Menschen relevant wie eh und je.“
SCHAFFHAUSER NACHRICHTEN

„Wahrscheinlich geht der Autor in Zeiten von Zensur so weit, wie er kann, ohne um seinen Kopf fürchten zu müssen … Die Zuschauer können sich auf ein überraschendes und zum Nachdenken anregendes Ende freuen … bis dahin wird vom Publikum viel mit herzhaftem Lachen und einer Menge Applaus belohnt.“
SÜDKURIER


Vier Überlebende eines Schiffbruchs, haben sich auf die Sklaveninsel gerettet: Iphikrates und sein Diener Arlequin, Euphrosine und ihre Zofe Cleanthis. Die Bewohner dieser Insel haben aufgrund leidvoller Erfahrungen die übliche Hierarchie umgekehrt: die ehemaligen Diener werden hier zu Herren und die Herren zu Dienern, damit sie deren Lage nachempfinden und ihre eigene Willkür erkennen. Die Sklaveninsel wird von Nachfahren ursprünglich als Sklaven auf der Insel Gestrandeten regiert. Entgegen der ursprünglichen Idee, Rache an der herrschenden Klasse zu nehmen, werden „nur“ die Rollen getauscht: aus Herr wird Diener, aus Dienerin Herrin. So sollen die Hochmütigen zur Einsicht gebracht werden, sie sollen von der Barbarei in ihrem Herzen geheilt werden. Der freche Aufklärer Marivaux (1688-1763) zeigte einst, wie zufällig und ungerecht die Diener- und die Herren-Rollen verteilt waren.

Pierre Carlet de Marivaux ist einer der faszinierendsten französischen Autoren des 18. Jahrhunderts. Von seinen Zeitgenossen unterschätzt, ist er heute in Frankreich neben Molière der meistgespielte Komödiendichter. In den Jahren 1721 bis 1734 war er gleichzeitig Autor, Herausgeber und Redakteur von drei nacheinander erscheinenden Zeitschriften.

1715 starb Ludwig XIV., der Begründer des Absolutismus, 77-jährig. Einerseits beeinflusste der Sonnenkönig mit seinem Prunk in Versailles alle Fürstenhäuser Europas, andererseits galten zu seiner Zeit Millionen Menschen als quantité négligeable, als vernachlässigbare Größe. Sie zahlten Steuern und Abgaben, waren weitgehend recht- und wehrlos, litten immer wieder unter Hungersnöten. Mit Brot und Spielen hatten vor knapp 2000 Jahren die Römer ihre Untertanen unter Kontrolle gehalten, mit Sushi und Games wird heute eine junge Generation von der Politik ferngehalten, mit Banketten und kulturellen Veranstaltungen am Hof entzog Ludwig XIV. dem Adel – dem einzigen Stand, der ihm hätte gefährlich werden können – den Boden, auf dem aufmüpfige Gedanken hätten Fuß fassen können. Dass das Pendel eines Tages in Richtung Vernunft statt Vergnügen schwingen würde, scheint in der Rückschau fast unvermeidlich. Ansätze dazu gab es – Ironie des Schicksals – ausgerechnet am Hof von Versailles in Molières Komödien, die menschliche Schwächen und Verhaltensweisen auf die Schippe nahmen und sowohl dem König als auch den Adeligen Lachtränen in die Augen trieben. Doch kaum jemand ahnte, dass Theater, Literatur und selbständiges Denken sich trotz Zensur noch im 18. Jahrhundert gegen die Herrschenden wenden und Revolutionen auslösen würden.

Als Marivaux die „Sklaveninsel“ 1725 in Paris auf die Bühne brachte, ging er so weit, wie er unter den gegebenen Umständen gehen konnte, ohne unter den Druck staatlicher Repressalien zu geraten; vor einem radikaleren Schluss, wie er im Stück durchaus angelegt ist, dürfte er jedoch zurückgeschreckt sein. Dass heute das Verhältnis zwischen Herrschern und Beherrschten, zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten weltweit noch immer nicht gelöst ist, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich wieder unablässig öffnet, macht das Stück 300 Jahre nach seiner Uraufführung erneut brandaktuell.

Regie Elmar F. Kühling
Mit Alexandra Born, Magdalena Herzberg, Dina Roos, Fionn Stacey, Stephan Weiland

 



Unterstützen Sie das Theater die Färbe und werden Sie Fördermitglied!